Agrofrostwirtschaft - Klimaschutz auf dem Acker

Was ist Agroforstwirtschaft?

In einem Agroforstsystem werden Gehölze mit einer landwirtschaftlichen Nutzung so auf einer Fläche kombiniert, dass ökologische und ökonomische Vorteile entstehen. Die Gehölze können entweder als Energieholz z.B. für Hackschnitzel, für Obst und Nüsse oder als Wertholz für hochwertiges Bauholz genutzt werden. Nutzungsart, Boden, Klima und weitere Faktoren entscheiden über die Sortenwahl und Anordnung der Bäume.

Blick auf Agroforstsystem, Streuobst und Hecke (Mai 2022)

Unser Agroforstsystem auf dem “Lerchenbühl”

Wir kombinieren hier verschiedene Obstbäume wie Wildkirsche, Speierling, Elsbeere, Baumhasel, Wildbirne, die als Wertholzbäume in 50-80 Jahren geerntet werden können. Auf dem dreieinhalb Hektar großen Feld wurden insgesamt vier Reihen Bäume in Nord/Süd-Richtung gepflanzt. So können wir das Feld zwischen den Baumreihen weiterhin mit unseren Maschinen bewirtschaften und Ackerkulturen wie Getreide und Luzerne anbauen. In die Baumreihe haben wir mehrjährige Feldblumen gesät.

Die Planung dieses Agroforstsystems erfolgte 2020 im Rahmen des Projektes „Biodiversität durch Agroforstsysteme“ der VRD Stiftung für erneuerbare Energien zusammen mit dem Agroforst-Berater Burkhard Kayser und Forststudenten der Universität Göttingen.

Gemeinsame Baumpflanzung Oktober 2020 und 2021

Mitte Oktober 2020 und 2021 trafen wir uns mit freiwillige Helfer*innen zu gemeinsamen Baumpflanzungen. Die Pflanzung wurde vom Verein für Umweltbildung und Erlebnispädagogik am Lindenhof Hemmersheim organisiert.

Die Pflanzlöcher wurden am Tag zuvor mit einem Minibagger ausgehoben, sodass wir die morgens angelieferten Bäume direkt pflanzen und gut angießen konnten. Die Bäumchen schützten wir mit Baumhülsen gegen Wildverbiss und einem Wurzelschutzgitter vor Wühlmäusen. Zwei starke Holzpfähle im Osten und Westen jedes Baumes geben ihm Halt bei windigem Wetter. Greifvogelstangen zwischen den Bäumen schützen die Bäume in zweierlei Hinsicht. Zum einen bevorzugen die Greifvögel die höheren Stangen und knicken so die empfindlichen Baumspitzen nicht um, zum anderen verringern die Greifvögel die Anzahl an Wühlmäusen auf der Fläche…

Ein großer Dank gilt unseren fleißigen Helfer*innen, die uns bei der Pflanzaktion tatkräftig unterstützt haben: Bund Naturschutz Ochsenfurter Gau und Würzburg, LBV Neustadt-Aisch und Freiwillige vom Lindenhof.

Warum pflanzen wir Agroforstsysteme?

Mit unseren Agroforstsystem wollen wir langfristig resiliente und multifunktionale Landnutzungssysteme etablieren, die positiv auf die Fläche und die Landschaft wirken und zur Minderung des Klimawandels beitragen:

Ökologische Rückzugsorte

Das bepflanzte Feld ist umgeben von Obstbäumen, einer Baumallee aus Linden und Eichen und mehrreihigen Hecken und Benjeshecken. Auf dem Feld werden nun vier Baumreihen als Agroforstsystem zwischen den Ackerkulturen wachsen. Ziel des neu gepflanzten Agroforstsystems ist es, zusammen mit den umgebenden Gehölzelementen, ökologische Rückzugsorte zu schaffen. Nützlinge werden gefördert und die Biodiversität auf der Fläche erhöht. Agroforstsysteme können so zur Herstellung eines ökologischen Gleichgewichtes beitragen.

Windschutz, Mikroklima, Wasserrückhaltung

Die Baumreihen fungieren als Windschutz, sie reduzieren die Windgeschwindigkeit und bremsen Kaltluftflüsse ab. Die Beschattung der Bäume schützt die Unterkulturen vor starker Sonneneinstrahlung und verringert die Verdunstung. Ein Mikroklima entsteht. So ist die Luftfeuchtigkeit in Bodennähe höher und auch die Taubildung begünstigt. Da feuchte Böden weniger schnell erhitzen, können sie sommerliche Trockenheit und Hitze abpuffern.

Bodenschutz & -fruchtbarkeit

Baumreihen haben noch weitere positive Effekte auf die Fläche und die Unterkulturen. So kann in Agroforstsystemen die Bodenerosion durch Wind und Wasser sehr stark verringert werden. Mit dem Bodenmaterial werden dabei auch wertvolle Nährstoffe auf der Fläche zurückgehalten. Die Baumwurzeln können Wasser und wertvolle Nährstoffe aus tieferen Bodenschichten erschließen. Über Laub und Feinwurzeln werden organisches Material und Nährstoffe in den Oberboden eingetragen. Das organische Material fördert wiederum das Bodenleben und den Aufbau von wertvollem Humus. Humus kann sehr viel Wasser und Nährstoffe speichern und die Bodenfruchtbarkeit der Fläche erhöhen.

Flächenproduktivität

Insgesamt ist die Flächenproduktivität eines Agroforstsystems 1,4mal höher als der getrennte Anbau von Ackerkulturen und Gehölzen.

Klimaschutz

Bäume speichern Kohlenstoff und regenerieren unsere Böden, die CO2 aus der Atmosphäre langfristig speichern können. In einem aktuellen Bericht des IPCC wird die Agroforstwirtschaft als sehr gute, mögliche Maßnahme zur Minderung des Klimawandels aufgeführt, die zudem Land und Boden schützen und zur Ernährungssicherheit beitragen kann, und im Vergleich mit anderen Maßnahmen mit sehr niedrigen Kosten umsetzbar ist.

Agroforst und Öffentlichkeitsarbeit

Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen empfiehlt eine grundlegende Landnutzungsänderung mit Fokus auf Multifunktionalität und Synergien auf den Flächen und in der Landschaft, um das „Trilemma“ von Klimaschutz, Biodiversitätserhaltung und Ernährungssicherung zu überwinden. Agroforstsysteme könnten ein wichtiger Teil eines solchen Landnutzungssystems sein. Jedoch steht die Agroforstwirtschaft momentan vor den Herausforderungen der bisher fehlenden politischen Förderung und inhaltlichen Verankerung in Ausbildung und Studium. Deutlich wird hier die Wichtigkeit der Etablierung von Praxisbeispielen und Öffentlichkeitsarbeit!

Weitere Infos:

  • Deutscher Fachverband für Agroforstwirtschaft e.V. https://agroforst-info.de/

  • Agroforst Online Workshop 2020 >>

  • IPCC 2019: Klimawandel und Landsysteme >>

  • WBGU 2020: Landwende im Anthropozän: Von der Konkurrenz zur Integration >>